Sonntag, 9. März 2008

Wer spricht hier?



Dieser Blog ist ein Experiment.
Der Autor, der hierfür mit seinem Namen beim Provider seinen Kopf hinhält, aber hier aus gutem Grund nicht mit seinem Namen auftritt, unterscheidet sich innerhalb R:/ nur in seiner Funktion von mir. Ich gestalte diesen Blog, denke mir seine noch sporadischen Inhalte aus und bewohne diese Zelle.
Der Autor, meine traurige physische Entsprechung, ist hier nur in soweit involviert, als dass er und seine praktischen Beweggründe Ausgangspunkt der Ingangsetzung unseres bloggenden Handelns ist. Er hat über dieses Medium das ein oder andere mal Rechenschaft über seine erbrachten Leistungen abzulegen; er hat den Blog angelegt. Ich bin lediglich das Wie, eine Modalität; ich bin der Geist, der hier Leben (?) hereinzaubern soll, und ich habe eine Idee, um nicht zu sagen, ich bin eine Idee. Ich bin Text, der sich formiert, um zu sehen, ob er funktionieren kann, und ich teile diesen Raum aus pragmatischen Gründen.
Der Autor besucht eine Lehrveranstaltung an der Universität Wien, deren Prüfungsmodalität es ist, in einem Blog die Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Gegenstand der Lehrveranstaltung, die als Methoden-Kurs 'M4. Informatik und Medien in der Geschichtswissenschaft' des Geschichtsstudiums ausgewiesen ist, sind "Strukturierung historischer Quellen", "medientechnologische Aspekte historischer Gesellschaften und der Wissens- und Informationsgesellschaft". Ebenso soll er hier den "Umgang mit und die Analyse von verschiedenen Neuen Medien" lernen. Ja.
Fernab seiner freiwilligen Disziplinierung - im Sinne eines Heranführens an (eine) wissenschaftliche Disziplin -, dem Hin- und Her zwischen lebensgestalterischer Freiheit, Freiwilligkeit und institutioneller Unterordnung erweckte folgende Kurzbeschreibung der Lehrveranstaltung durch ihren Leiter das Interesse und die Vorfreude, auf nette Art und Weise etwas Nettes zu lernen:
"Die Lehrveranstaltung lädt dazu ein, die geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweisen zu reflektieren und sich auf die Suche nach historisch gewordenen Orten und Methoden der Suche zu begeben. Dabei rücken vormoderne Fragebogenaktionen, Adress- und Telefonbücher, Enzyklopädien, Karteikarten, Klassifikationssysteme, mnemotechnische Verfahrensweisen, klassische Bibliothekskataloge Fragämter usw. ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ja, es wird sich sogar herausstellen, dass selbst Hausmeister und Dienstboten als "Suchmaschinen" betrachtet werden können. (...) Sie werden die Ergebnisse sowie die Reflexion Ihrer Recherchen in einem Weblog veröffentlichen"

Nun hat sich der Autor erst unter die Fuchtel der Institution begeben müssen, um dem Phänomen Blog, worüber ich in ihm schon seit geraumer Zeit nachdenke, auch praktisch eine Chance zu geben. Er macht einen Schein und ich mache mich.

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